Mimis Wlet
  Sturm und Drang
 

Sturm und Drang (1765-1785)

Johann Wolfgang Goethe: Gaynmed

Wie im Morgenrot
Du rings mich anglühst
Frühling, Geliebter!
Mit tausendfacher Liebeswonne
Sich an mein Herz drängt
Deiner ewigen Wärme
Heilig Gefühl,
Unendliche Schöne!
Dass ich dich fasen möcht´
In diesem Arm

Ach, an deinem Busen
Lieg´ ich, schmachte,
Und deine Blumen, dein Gras
Drängen sich an mein Herz.
Du kühlst den brennenden
Durst meines Busens,
Lieblicher Morgenwind,
Ruf drein die Nachtigall
Liebend nach mir aus dem Nebeltal
Ich komme! Ich komme!
Wohin? Ach, wohin?

Hinauf, hinauf strebt´s
Es schweben die Wolken
Abwärts die Wolken
Neigen sich der sehnenden Liebe,
Mir, mir!
In eurem Schoße
Aufwärts,
Umfangen umfangen!
Aufwärt
An deinem Busen,
Allliebender Vater!



Thema des Gedichts:

Sehnsucht des lyrischen Ich (passiver, machtloser Genießer); Bezug auf den griechischen Mythos des Ganymed (schöner Sohn eines trojanischen Königs; Mundschenk der Götter)



Inhalt der einzelnen Strophen:

1: Begegnung des lyrischen Ich mit dem Frühling als "Geliebten"; Sehnsucht nach 
    Einheit mit der Natur

2: Vorübergehende Stille der Sehnsucht in der freien Natur; Naturbeschreibung (Idylle)

3: Erfüllung der Sehnsucht durch die Vereinugung mit der göttlichen Natur in der eigenen 
    Gefühlswelt des lyrischen Ichs



Äüßere Form:

a) reimlos (-> Passivität; lyrisches Ich hat keine eigene schöpferische Kraft)
b) unregelmäßiges Metrum (2,8,9 und 10 Silben) (-> rauschhaftes Naturerlebnis)
c) männliche und weibliche Kadenzen (-> Betonung der Sehnsucht <-> Passivität)



Sprache:

a) erotische (teilweise religiöse) Sprache
b) Syntaxauflösung



Epochentypische Merkmale:

a) formal: Ode (nicht unbedingt typisch)
                  -> strenge strophische Gliederung
                  -> feierliche Sprache
                  -> "Du"-Anrede
b) Inhaltlich: -> Naturverbundenheit (Pantheismus); Natur als Idylle
                       -> Gefühlsbetonung, Leidenschaft



Weitere (hier nicht vorhandene) Epochenmerkmale:

-> Protest gegen Autoritäten; Gesellschaftskritik ("Spießertum" z.B. in "Die Leiden des 
                                                                                          jungen Werther")
-> "Genie"; Schöpfergedanke (Vorbild: Shakespeare)
-> "Kraftkerl" (z.B. in "Die Räuber")
-> Motive: z.B. Kindsmörderin ("Faust"), Feindschaft zwischen Brüdern ("Die Räuber)



Weiter Autoren:

Schiller ("Die Räuber", "Kabale und Liebe"), Herder (Theoretiker), Lenz ("Die Soldaten"), Killinger ("Die Zwillinge")

 
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