Mimis Wlet
  Barock
 

Barock (1600-1720)

Andreas Gryphius: Es ist alles eitel

Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein;
Wo jetzund Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden;

Was jetzund prächtig blüht, soll bald zertreten werden;
Was jetzt so pocht und trotz, ist morgen Asch und Bein;
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.

Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch bestehn?
Ach, was ist alles dies, was wir für köstlich achten,

Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind,
Als eine Wiesenblum, die man nicht wieder find´t!
Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten.



Thema des Gedichts:

Die Vergänglichkeit auf Erden und die Nichtigkeit alles Irdischen



Inhalt der einzelnen Strophen:

1. Vergänglichkeit des Irdischen, des anthropogen Erschaffenem
     Extreme Gegensätze, Desturktion von Geschaffenem

2. Der Barock wird oft als prächtig gesehen, Gryphius destruiert die Prächtigkeit

3. Gryphius nihilisiert die irdischen Begebenheiten
     Der Mensch ist der Zeit unterworfen, ist verzweifelt ("Ach")

4. Trend zur Transzendenz, Ewigkeit bleibt Gott vorbehalten



Äußere Form:

a) Reimschema: Strophe 1 + 2 : umarmender Reim
                   Strophe 3 + 4 : Schweifreim

b) Metrum: Alexandriner + Mittelzäsur                         

c) Kadenzen: Strophe 1 + 2 : wmmw                            
Strophe 3 + 4: mmw         

-> Sonett ( Alexandriner; abba/abba/cdc/dcd; bzw. abba/abba/ccd/eed; Zäsur zwischen 2. und 3. Strophe) als typische Barock-Gedichtform                



Sprache/ Stil:

a) Wortwahl: Altdeutsch, aber leicht verständlich                               

b) Satzbau: sehr einfach, parataktisch                                                

c) Epochentypische Stilmittel:  Antithesen (V2, V3, V5, V6, V8, V9)



Epochentypische Merkmale:

a) formal: strenge Sonettform                                                                                   

b) inhaltlich/ thematisch: Vergänglichkeit als zentrales Thema des Barocks
Berufung aufs Jenseits   
    Nihilisierung des Diesseits
     Dualismus                              

Weitere (hier nicht vorhandene) Epochenmerkmale:

Dualismus:

* Ewigkeit vs Vergänglichkeit  
* Geist vs Körper                        
* Jensseits vs Diesseits           
* Gut vs Böse                              
* Richtig vs Falsch                       

Carpe Diem (Nutze den Tag)

Vanitas (Es ist alles eitel; wobei eitel gleichzusetzten ist mit vergänglich)

Memento Mori (Bedenke dass du sterblich bist)



Weitere Autoren des Barock: 

Paul Fleming, Martin Opitz, Caspar Ziegler, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Paul Gerhardt, Daniel Caspar von Lohenstein

 
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